Aufschrei der Bevölkerung mittels Petition
Die Aargauer Zeitung unterstützte die Petition vom Leser Elia Meierhofer, die mit 3366 Unterschriften die bisherig erfolgsreichste Aktion war.
Der ganze Bericht in der AZ:
Erholungsort in Aarau vor dem Untergang
Die Eniwa AG will den Mitteldamm, der sich vom Entennest bei Schönenwerd bis kurz vor das Elektrizitätswerk Aarau zieht, entfernen. Somit ist die Existenz des kleinen Kanals und einer der wichtigsten Erholungsorte der Stadt Aarau bedroht. Dieser Kanal wird im Sommer von vielen AarauerInnen sowie Auswärtigen zum Baden und Schwimmen genutzt, der Mitteldamm selbst ist bei Spaziergängern und Joggern beliebt. Auch für Wildtiere stellt der Mitteldamm einen willkommenen Lebensraum dar.
Der Rückbau des Mitteldamms würde daher einen erheblichen Verlust an Lebensqualität für Mensch und Tier bedeuten. Dazu kommt der finanzielle Preis der Dammentfernung, der zwischen 3-5 Millionen beträgt*. Für die Eniwa würde lediglich ein Gewinn von 120’000 pro Jahr herausspringen*. Die für die Entfernung verwendeten 3-5 Millionen wieder wett zu machen, würde bei diesem Betrag jedoch 25-41 Jahre dauern. Somit wäre die Dammentfernung auch aus finanzieller Sicht wenig sinnvoll.
*Quelle: Urs Helbling: Das Kraftwerk ohne Mitteldamm. In: Aargauer Zeitung (16.01.2019), Nr. 19, S. 26.
Offizielle Antwort des Stadtrates Aarau:
Beantwortung Petition „Rettung des Mitteldamms – Erhaltung der Badelandschaft Aarau“
Sehr geehrter Herr Meierhofer
Der Stadtrat hat Verständnis für das Anliegen von Ihnen und den Mitunterzeichnenden. Das Gebiet um das Kraftwerk stellt ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Stadt Aarau dar. Der Stadtrat setzt sich dafür ein, dass dies auch künftig so bleibt. Der Mitteldamm ist dabei aber nicht isoliert zu betrachten. Wichtig ist, die Freizeitqualität des Gebiets als Ganzes mindestens zu erhalten.
Eine allfällige Entfernung des unteren Teils des Mitteldamms (oberer Teil wurde bereits 2015 bewilligt) hat unter Abwägung aller Interessen (Freizeitnutzung, Ökologie und Ökonomie zu erfolgen. Die Eniwa verpflichtet sich mit dem Neubau auch zu Kompensationsmassnahmen bezüglich Umwelt, Biodiversität wie auch bezüglich der Qualität des Naherholungsgebietes rund um das Kraftwerk.
Um den Wegfall des restlichen Mitteldammes zu kompensieren, wertet die Eniwa den Bereich der Insel mit Weihern, Spielwiesen und –plätzen sowie mit neuen Fusswegen auf.
Im Rahmen der Öffentlichen Mitwirkung von 10. Januar 2019 bis 11. Februar 2019 hat sich der Stadtrat zum Projekt „Optimierung Kraftwerk Aarau“ bereits wie folgt geäussert:
„Das neue Kraftwerk ist in einer parkähnlich gestalteten Grünanlage eingebettet. Dies ist ein wesentliches Merkmal der neuen Anlage. Dem entsprechend müssen diese Grünräume vergleichbare gestalterische Qualitäten, wie das Kraftwerk selbst, aufweisen.
Die neu gewonnenen Freiräume stellen mit deren Freizeitnutzung für die Bevölkerung einen hohen Gewinn gegenüber der heutigen Situation dar und spielen eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz der neuen Lösung. Aus diesem Grund muss der Bearbeitungsstand, die Aussagekräftigkeit und die – Verbindlichkeit zu den Freiräumen auf der Insel (künftige Spielwiese- und -plätze), auf dem Inselspitz und auf dem Nordufer bereits im Auflageprojekt gesteigert werden“.
Der Stadtrat kann die Notwendigkeit der vollständigen Entfernung des Mitteldamms zur Erreichung der angestrebten Produktionssteigerung fachlich nicht beurteilen. Für die Beurteilung, ob sie aus finanzieller Sicht Sinn macht, vertraut der Stadtrat auf das Fachwissen der Eniwa. Neben dem Gewinn aus der zusätzlichen Stromproduktion (CHF 462‘000 / Jahr respektive 28.2 Mio. über die gesamte Konzessionsdauer und nicht CHF 120‘000 / Jahr, wie in der Petition behauptet) sind auch die wegfallenden Unterhaltskosten für den Mitteldamm sowie die zusätzlichen Subventionen. (CHF 35 Mio. statt CHF 20 Mio.) zu betrachten. Demgegenüber stehen Kosten von CHF 6-8 Mio. für die Entfernung des Mitteldamms und für die notwendigen Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen gegenüber.
Wie weit der Verlust des Mitteldamms mit den qualitätssteigernden Massnahmen auf den beiden Uferbereichen und der Insel ausgeglichen werden kann, ist im jetzigen Planungsstand noch nicht beurteilbar, soll aber im Herbst im Auflageprojekt ersichtlich sein.
Wichtig ist aus Sicht des Stadtrats aber, dass es sich bei der „Optimierung Kraftwerk Aarau“ um ein zusammenhängendes Gesamtprojekt handelt. Die Entfernung des Mitteldamms ist nicht als isoliertes Projekt zu betrachten. Wichtig ist ein Gesamtergebnis, welches neben dem ökonomischen Ziel-setzungen einen hohen ökologischen Wert aufweist, die Wasserkraft als nachhaltige Energieproduktionsform optimal nutzt und der Bevölkerung weiterhin ein wertvolles Freizeit-erlebnis bietet.
Die Vertreter der Stadt werden sich weiterhin dafür einsetzen, dass das Jahrhundertprojekt aus allen Perspektiven betrachtet und nach möglichst guten Lösungen für alle Anforderungen gesucht wird.
Gez.: Werner Schib, Vize-Stadtpräsident Daniel Roth, Stadtschreiber